Datenbank als Lebensprojekt (20. Oktober 2000)

Udo Kühn sammelte Informationen zu Polen mit 50000 Zeitungsartikeln und 4000 Buchtiteln


Datenbank als Lebensprojekt


Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Schafranek

Frankfurt
Fast ein wenig schüchtern steht Udo Kühn in der Halle 3.0, Stand P948 der 52. Frankfurter Buchmesse, obwohl das, was er zu bieten hat, durchaus bemerkenswert ist. Der Erbacher präsentiert seine in 30 Jahren "harter Kleinarbeit" zusammgestellte Datenbank zum Thema Polen. Polen ist das diesjährige Schwerpunktland der Buchmesse. Das Deutsche Polen-Institut, für das Kühn seine Daten zur Verfügung stellt, ist erstmals mit einem eigenen Stand und einer Reihe von Veranstaltungen auf der Messe vertreten.
Das Institut hat satzungsgemäß die Aufgabe, zur Vertiefung der gegenseitigen Kenntnisse des Kultur- und Geisteslebens von Polen und Deutschen beizutragen. "Schwerpunkt unserer Arbeit waren bisher die Vermittlung der polnischen Literatur und Kultur im deutschsprachigen Raum sowie die Förderung der Kenntnisse über Deutschland und seine Literatur in Polen", sagt Manfred Mack, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Polen-Instituts. Bei internen und externen Forschungen vereinfache die Datenbank von Udo Kühn die Arbeit am Institut erheblich, so Mack. Das, was Kühn "seit 1970 an Schätzen gesammelt hat", sei sehr bemerkenswert und sicherlich harte Arbeit gewesen.
"Und es macht mir riesigen Spaß", wirft Kühn ein. Rein aus Interesse an den damaligen politischen Gegebenheiten in Polen habe er sich 1970 gefragt, was einem "Normalverbraucher" an Informationsquellen über Polen überhaupt zur Verfügung stehe. "Da gab es aber so gut wie nichts", sagt er, und entschloß sich deshalb, zusammen mit seiner Frau Gertrud eine Datenbank mit Zeitungsausschnitten und Buchtiteln zum Thema Polen anzulegen. Er und seine Frau stammten weder aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, noch hätten sie "verwandtschaftliche oder berufliche Beziehungen zu Polen gehabt", sagt der heute 71-jährige Rentner. Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte habe sich die Zeitungsausschnittsammlung zu einem Lebensprojekt entwickelt. Informationen über Polen bekämen sie unter anderem aus einer Vielzahl abonnierter Tages- und Wochenzeitungen. So sei seine Sammlung heute "die größte Pressedokumentation über Polen in Deutschland", erzählt er stolz. Dabei umfasse das gesamte Archiv etwa 50000 Zeitungsausschnitte, 4000 Buchtitel und unveröffentlichtes Material, welches zum Teil im Original zur Verfügung stünde.
Seine "Dokumentation Polen-Information" werde zur Zeit vom Deutschen Polen-Institut als Datenbasis genutzt. Aber auch anderen Interessenten würde Kühn seine Datensammlung gern zur Verfügung stellen. "Meine Dokumentation wird ständig aktualiesiert und ist demnächst auch über das Internet abrufbar", sagt Kühn abschließend. Informationen gibt Udo Kühn unter (06062) 1853.


aus: Fuldaer Zeitung, 20. Oktober 2000


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