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Ausgabe 6-2010 vom Juli 2010 |
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Pimpfe in Polenarmer Schelm, harmloser Kerl, kleiner Junge. 2) die Mitglieder des nationalsozial. Deutschen Jungvolks, einer Untergliederung der Hitlerjugend. Im aktuellen DUDEN „schrumpfte“ die Erläuterung auf: ... (kleiner Junge; jüngster Angehöhriger einer Jugendbewegung) 1935:[Aus: Zelte im Osten, Nr. 4] Bildunterschrift: Zelte im Osten: Deutsches Jungvolk Lodz auf dem Ausmarsch zur Wintersonnenwende 1935 [Aus: Zelte im Osten, Nr. 6] [Aus: Zelte im Osten, Nr. 4] Impressum dieser Zeitschrift: Soweit kommentarlos einige Auszüge aus einer „Zeitschrift der deutschen Jugend in Polen“ in den Jahren 1935/1936. Aus dem Buch von NICHOLSON BAKER, Menschenrauch, Wie der Zweite Weltkrieg begann und die Zivilisation endete (siehe auch: Aus der Dokumentation Polen-Information, Ausgabe 2010-1 / Januar 2010), entnahm ich folgende Informationen (S. 263): NICHOLSON BAKER gibt als seine Quelle ein Buch an, von dem hier das Umschlagblatt wiedergegeben wurde: Die komplette Titelerfassung und inhaltliche Erschließung in der Dokumentation Polen-Information lautet: Hermand, Jost 1993 (1994) Als Pimpf in Polen Erweiterte Kinderlandverschickung 1940-1945 Ergänzende Hinweise: Eine Buchreihe: Die Zeit des Nationalsozialismus; Hrsg. Walter H. Pehle 1993. Originalausgabe 1994: 5.-6. Tausend Zum Autor: http://german.lss.wisc.edu/homes/hermand/ Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag Zeitgeschichtlicher Abschnitt: 1933-1945 Nationalsozialistisches Deutschland Dokumenten-Nummer: 2935 Signatur: 19942935.BUE Umfang: 151 S. Bildfeld vorhanden / Anzahl: 1 Bildfeld-Kurzinfo / Inhalt: Umschlag mit Signatur der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden Extern: Vorhanden in : Hessische Landesbibliothek Wiesbaden Deskriptoren: Deutsches Jungvolk; Kinderlandverschickung Das Thema „Kinderlandverschickung“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eher in den Hintergrund gedrängt, was auch der Autor bedauert. Zum Beispiel erscheint der Begriff „Kinderlandverschickung“ weder in einem älteren Lexikon (BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE aus den siebziger Jahren) noch im aktuellen ZEIT-Lexikon (2005). Auch sind die Erinnerungen der damaligen Zeitgenoßen sehr unterschiedlich, das reicht von einer eher freundlichen Betreuung durch Gastfamilien bis zu den Erlebnißen die JOST HERMAND in seinen autobiographischen Aufzeichnungen, die er allerdings sehr eindrucksvoll mit dem politischen Hintergrund und den Absichten der damaligen Jugend(ver)führer ergänzt. Was mich besonders überrascht, daß die verschickten Kinder in den verschiedenen Lagern kaum etwas von der polnischen Umwelt mitbekamen. Nur wenig Hinweise sind dazu in diesem Buch zu finden. Diese werden nachfolgend auszugsweise gebracht: „... Dieses Kirchenpopowo, das aus etwa 20 Häusern bestand und kurze Zeit später die offizielle Ortsbezeichnung „Geroldsfeld“ erhielt, lag mitten in einem weitgehend deutschsprachigen Teil des Warthegaus, so daß wir ohne weiteres von dem alten Schulhaus, in dem wir untergebracht waren, ins Dorf laufen konnten, ohne mit aufsäßig blickenden Polen konfrontiert zu werden...“ [S. 34] „... Auch diesmal fuhren wir erst nach Posen. Anschließend ging es über Gnesen nach Hohensalza, das heute wieder Inowroclaw heißt. Von dort wurden wir mit zwei Bußen nach einem etwa 20 Kilometer nordöstlich gelegenen Dorf namens Groß-Ottingen gebracht, deßen ursprünglicher Name uns unbekannt blieb, da wir keine Kontakte mit Polen aufnehmen durften...“ [S. 55] „... Als die übelste Abhärtungsmethode empfinde ich heute die Geringschätzung, wenn nicht Mißachtung, die uns den Polen gegenüber anerzogen wurde. Freilich weiß ich nicht mehr genau, wie bewußt uns solche Gefühle überhaupt waren...“ [S. 69] „...Nur an einen schrecklichen Vorfall kann ich mich erinnern, durch den wir auf das grausamste mit der im Warthegau herrschenden Germanisierungspolitik konfrontiert wurden. Es muß im November oder Dezember 1943 gewesen sein. Jedenfalls war es schon reichlich kalt, als wir eines Nachmittags - vom Schulhof aus - einen SS-Mann mit dem Fahrrad von Standau (heute Straszewo) herüberkommmen sahen. Wegen der wenigen Abwechslungen, die es in unserem öden Tagesablauf gab, liefen einige von uns hinter ihm her und sahen, wie er plötzlich anhielt und seinem ihn begleitenden Schäferhund den Befehl gab, eine hochschwangere Polin auf der Dorfstraße anzuspringen. Und das tat der Hund auch, wodurch die beleibte, schon etwas unbeholfene Frau, wahrscheinlich eine Magd bei einem deutschen Bauern, mit einem Schrei auf den Rücken fiel und voller Angst den knurrenden Schäferhund anstarrte. Darauf stieg der SS-Mann von seinem Fahrrad und trampelte mit seinen Stiefeln so lange auf der Frau, vor allem auf ihrem Bauch herum, bis sie an inneren Blutungen starb. Was ich bei dieser Szene, die sich direkt vor unseren Augen abspielte, empfunden habe, weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich war es eine grausige Mischung aus Angst, Schrecken, Mitleid, Neugier und vielleicht sogar Lüsternheit, da dieser Frau beim Niederstürzen der Rock nach oben gerutscht war und ihre nackten Beine zum Vorschein kamen. Warum all das geschah, fragten wir uns nicht. Wir wußten nur, daß diese Frau unverheiratet war, also eine »Sünde« begangen hatte. Daß sie vielleicht zu jenen Polinnen gehörte, die sich nach den SS-Bestimmungen nicht mehr vermehren durften, konnten wir nicht ahnen. Und so empfanden wir diese Szene, die zu den schrecklichsten Erinnerungen meines Lebens gehört, nicht als etwas Politisches, sondern als etwas Dumpfes, das wir schicksalhaft akzeptierten. Jedenfalls wäre es uns nicht in den Sinn gekommen, dieser Frau zu Hilfe zu eilen. Ich weiß nur, daß wir danach äußerst betreten ins Lager zurückliefen und über diesen Vorfall nie wieder geredet haben, um nicht in den Verdacht eines komplizenhaften Beteiligtseins zu geraten. Denn daß hier etwas Fürchterliches paßiert war, war uns allen bewußt. Wir hatten jedoch nicht die Fähigkeit, das eben Erlebte in unser recht mangelhaft ausgebildetes Weltbild einzuordnen... [S. 71] „... Da ich zum gleichen Zeitpunkt eine Eiterbeule an der linken Hand hatte, die sich schnell vergrößerte, fuhr mir beim Anblick des vor Schmerzen irrsinnig wimmernden Jungen eine entsetzliche Angst in die Knochen. Ich glaubte felsenfest, sofort tot umzufallen, falls diese Eiterbeule, die sich schon über den gesamten Unterarm erstreckte, meine Achsel und damit die Lymphdrüsen erreichen würde. Daher ging ich - trotz vieler Skrupel, als Feigling zu gelten - ebenfalls zu unserem Lagermannschaftsführer, zeigte ihm meinen Arm und bat ihn, mich zu einem Arzt zu bringen. Da wir den Arzt nicht erreichen konnten, schickte er mich ins Nachbardorf Neu-Grabia hinüber, wo es eine polnische Krankenschwester gab, die für ein Heim mit »kriminellen« jungen Polen, welche ihre Schwestern vergewaltigt oder ihre Mütter umgebracht hätten, wie man uns sagte, zuständig war. Trotz der enormen Hitze, die gerade herrschte, rannte ich - entgegen unseren Vorschriften, das Lager nie allein zu verlaßen - sofort querfeldein nach Neu-Grabia, wo mir die vom Lagermannschaftsführer empfohlene Krankenschwester die Eiterbeule aufschlitzte, den Entzündungsbereich notdürftig säuberte, verschiedene Kräuter darauflegte, den gesamten Unterarm mit zwei Leinenbinden umwickelte und mich dann in gebrochenem Deutsch bat, in zwei Tagen wiederzukommen...“ [S. 86] „... Sulmierschütz gefiel mir auf den ersten Blick recht gut. Es war eine Kleinstadt mit etwa fünfzehntausend Einwohnern, und zwar weitgehend Polen, in deren Mitte sich, wie in Posen und anderen Städten dieser Gegend, ein viereckiger Marktplatz befand. Die Hauptstraßen waren gepflastert, und es gab auch Telefonmasten und elektrische Leitungen, was uns mächtig imponierte...“ [S. 92] „...Eine wichtige Rolle bei dieser politischen Bewußtwerdung spielten die vielen deutschen Volksgruppen, die zwischen 1939 und 1944 - im Zuge der von der SS forcierten Umsiedlungspolitik - aus dem Osten in den Warthegau eingeschleust wurden. Allein aus Galizien wurden damals 135000 sogenannte Volksdeutsche in dieses Gebiet »überführt«...“ [S. 96] „...Daß die Schwarzmeerdeutschen beim Rückzug der deutschen Armee von den SS-Kommandos gezwungen wurden, ihre Höfe aufzugeben und nach Westen zu trecken, erfüllte sie mit äußerster Erbitterung. Der »lumpige Sandboden« in Polen, wie sie ihn nannten, schien ihnen kein Ersatz für die fruchtbaren Güter, die ihnen in ihrer Heimat gehört hatten. Also schimpften sie unabläßig und machten auch aus ihrer Abneigung gegen die »Nazis« keinen Hehl...“ [S. 97] „...Aber zwei Erfahrungen ließen uns immer besorgter werden. Erstens sahen wir mit eigenen Augen, daß die Polen zusehends aufsäßiger wurden. Um einem offenen Aufstand vorzubeugen, wurde ihnen von den deutschen Behörden schließlich befohlen, zwischen 6 Uhr abends und 7 Uhr morgens in ihren Häusern zu bleiben sowie tagsüber nicht in größeren Gruppen herumzustehen. Wer gegen diese Verbote verstieß, wurde von einem SS-Kommando, das auf dem Marktplatz Stellung bezogen hatte, kurzerhand mit Maschinengewehren niedergemäht ...“ [S. 99] „...Die Straße nach Krotoschin zog sich endlos hin. Nicht nur wir, auch andere Deutsche, vor allem Schwarzmeerbauern, bewegten sich an diesem Tag sternförmig auf Krotoschin zu, wo der letzte Eisenbahnzug stand, der uns nach Westen bringen sollte. Wer diesen Zug nicht erreichte, mußte darauf gefaßt sein, entweder von den Polen umgebracht zu werden oder in sowjetische Gefangenschaft zu geraten...“ [S. 100] "Führers Geburtstag" im KLV Lager Kirchenpopowo (20. April 1941, Privatfoto) [S. 36] 1943:Bei Recherchen fand ich 1970 im Bundesarchiv in Koblenz das nachfolgende Dokument, aus dem hervorgeht, was zum Beispiel parallel dazu mit polnischen Jugendlichen und Kindern stattfand.[Die polnische Stadt Lodz wurde von den Nazis in „Litzmannstadt“ umbenannt. Karl Litzmann (1850-1936) war General der Infanterie und trat früh der NSDAP bei. Ihm zu Ehren hieß die Stadt Lodz 1939-44 Litzmannstadt. Es gibt leider heute noch Zeitgenossen, die Litzmannstadt sagen.] |
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